AKTIONSTAGEBUCH zu KUNST ALS ORT (1 Ort / 33 Tage / 33 Akteur*innen), Tag 2
„Für eine Welt voller Liebe.“ Vollker Hildebrandt, Künstler
„Ich bin zufällig in Bonn und kann dir Hellas und meine Bilder im KüFo vorbeibringen“, sagt Volker Hildebrandt am Telefon, „ich bleibe sieben Minuten, dann geh ich wieder“. Dass daraus zwei Stunden und sieben Minuten werden, freut mich sehr. Und dass er den Galeristen Dezsö Dudas mitbringt, noch mehr. Der Knaller aber ist, dass Dezsö Mega-Riesen-Nussecken mitgebracht hat („gebacken nach dem deutschen Rezept meiner ungarischen Mutter“, sagt er mit einem Augenzwinkern), wir (nach gewonnenem Kampf gegen die Zeitschaltuhr) die Küfo-Kaffeemaschine ins Laufen bringen (yeah, echter Filterkaffee!) und so eine erste Küchenrunde im KüFo beginnt. Das hier fühlt sich für mich wie DER offizielle Einzug ins KüFo zur Aktion KUNST ALS ORT an, dessen Wände und Räume derzeit noch kalt und leer sind. Schön, dass ich den Einzug nicht alleine feiern muss! Volker hat zwei Werke mitgebracht „DIE LIEBE BLEIBT“ von Hella von Sinnen und „not for money for love“ von ihm selbst, beides Editionen (Dibond- bzw. Plexiglas-Digitaldruck) seiner weltweiten Aktion „love pro toto“, auf die ich an anderer Stelle noch näher eingehen werde (siehe Webseitenlinks unten). Wir überlegen gemeinsam, wo die beiden Arbeiten sich wohlfühlen würden. Noch sind alle fünf Ausstellungsräume des KüFo ja leer, lediglich ein unausgepacktes Kunstpaket von Kati von Schwerin steht dort in Raum 1 und wartet auf ein Gegenüber. Für diesen Raum entscheiden wir uns dann auch und packen die beiden Werke aus, weiße Schrift auf rotem Grund. „Not for money for love?“, fragt Dezsö laut lesend und lacht eines seiner herzlich-provokanten Lachen, mit denen er gekonnt glitzernde Oberfläche mit reflektierter Tiefe verbindet. „Das kann ich ja eigentlich nicht so stehen lassen – als Galerist“, sagt er. „Als Gegenbehauptung könnte ich eine Schrifttafel mit „not for love for money “ drucken lassen.“ Dann entspinnt sich eine Diskussion zwischen Volker und Dezsö zu Kunst, Liebe und Markt. Diese Diskussion haben die beiden nicht zum ersten Mal geführt. Ich höre zu und werde auch in den nächsten Tagen noch über diese Themen nachdenken. Warum machen wir Künstler*innen Kunst und wen wollen wir wie damit erreichen? Welche Rolle spielen Prozess und Produkt und die Veräußerung des Letztgenannten? Was machen wir mit dem Kunstmarkt, was macht er mit uns? Steckt in diesem Veräußerungsprozess vielleicht auch Liebe drin, auch wenn hier Geld den/die Besitzer*in wechselt? Trägt Liebe auch Markt-Elemente in sich? Diese und ähnliche Fragen entwickeln Dezsö und ich in folgenden Telefongesprächen weiter und er beschließt einen Katalogtext und einen Interviewbeitrag zu diesem Thema beizutragen. Volker bietet mir an, im Film etwas über die Rolle der Liebe in der Kunst zu sagen. Wow, große Themen für den Einzugstag. Als ich die beiden zur Tür bringe, fühle ich mich schon ein bisschen „eingezogen“ und bin froh darüber, dass dieser erste Tag bereits so viele gute Vorahnungen in sich trägt. „Wir kommen wieder“, sagen die beiden zum Abschied. Ich freue mich schon auf die ungarischen Nussecken nach deutschem Rezept.
Zu den Personen:
In Dezsö Dudas Kölner DD 55 Gallery habe ich zur „Liebeskirmes“ am Valentinstag 2020 mit Volker Hildebrandt, Hella von Sinnen und vielen anderen ausgestellt.
Volker Hildebrandt ist Künstler www.volkerhildebrandt.de und hat das Projekt love pro toto, „ein Kunstwerk für eine Welt voller Liebe“ ins Leben gerufen www.loveprototo.com und das o.g. Werk von Hella von Sinnen editiert. Hella von Sinnen beschreibt sich selbst als „Schauspielerin…Komikerin…TV Star …Vorleserin“, siehe Von Sinnen Facebookseite. Deszö Dudas ist Galerist und leitet die DD 55 Gallery in Köln www.dd55.gallery
KUNST ALS ORT. Das Künstlerforum wird zum Aktionsraum.
„KUNST ALS ORT“, so heißt die Aktion, die von der Mixed-Media-Künstlerin Stefanie Manhillen ins Leben gerufen wurde und vom 03.12.20 bis 03.01.21 in den derzeit geschlossenen Räumen des Künstlerforum Remagen stattfindet. Dort hat die Künstler*in, die Leere der Räume als „Artist in Residence“ nutzend, ihre Installation aufgebaut um diese zu einem Ort zu machen, an dem Künste und Künstler aufeinander treffen, in dem etwas Neues passieren wird. Diese ständig wachsende Installation mit dem Titel DAS LEBEN IST EIN SALAT ist gemalt, fotografiert, gezeichnet, grellbunt, kontrastreich oder schwarz-weiß. Sie besteht aus über 200 zwei- und dreidimensionalen Teilen, die umgestellt und angezogen werden können und ständig neue Konstellationen bilden. Und sie besteht aus hunderten von Fragen, die mit weißer Kreide auf schwarzen Tafeln einen Kontrast bilden. Ein Bild der Offenheit und Beweglichkeit, in welches die Künstlerin nun über 30 Künstler*innen und Kunstexpert*innen aus ganz Deutschland eingeladen hat, um gemeinsam mit ihnen für einige Stunden zu arbeiten, neue Werke zu schaffen und dabei die Künste zu verbinden. Tanz, Zirkus, Hiphop, Musik, Performance, Tanztheater, Literatur, Soundinstallationen, Filme, Bilder, Fotografie aber auch Kunstgeschichte, Psychologie, Philosophie, Kunstvermittlung und Kulturwissenschaft treffen hier (corona-kompatibel) aufeinander und werden in einem Film und einem Katalog, täglichen Tagebuch-Einträgen und über Soziale Netzwerke dokumentiert. Nach Anmeldung bei Petra Klein können an den Besuchstagen auch Besucher*innen entsprechend der Hygiene-Regeln die Ausstellungs- und Aktionsräume besuchen.
Teilnehmende Kunst-Akteur*innen:
SABINE AMELUNG, JO WILHELM ARTS, CHRISTINA BIUNDO, IRENE DAUM, GEORG DIVOSSEN, DEZSÖ DUDAS, CAMI DONNEYS, PETRA ELLERT, UTE FAUST, NICOLE HEIDEL, GABRIEL HERMES, HEIKE HENZE-BANGE, VOLKER HILDEBRANDT UND HELLA VON SINNEN, MARCO JODES, BIBIANA JIMENEZ, PETER KEES, PETRA KLEIN, ANNETTE KRAPP, ALEXANDER LOHNER, ANNA-LU MASCH UND CLAUDIA REIFF, STEFANIE MANHILLEN, VIOLA NEUMANN MIT STEPHAN STRACHE UND ANDREAS KOHL, OKTOOBER (SABINE FELKER UND JÜRGEN WALDMANN), FRANCA PERSCHEN, HELMUT REINELT, SCHMITT&SCHULZ, SELINA SCHUSTER, KATI VON SCHWERIN, MARCEL PRÜFERT, LAURA SUAD UND MIGUEL ZERMENO, MANUEL STRAUSS, MR. THY, PETER VITT, VERENA WEIDENBACH, SEWERYN ZELAZNY